28 August 2020

Geehrt für unzählige Stunden als Buschauffeur und -koordinator

Herrliberger des Jahres - Mehr als 20 Jahre hat Jürg Denneberg den Herrliberger Nachtbus organisiert.

Nun ist er dafür von der Gemeinde geehrt worden.

Zürichsee-Zeitung vom 28. August 2020

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Autorin: Andrea Baumann / Bild: Michael Trost

Für die Antwort überlegt er nicht lange. «Helfersyndrom», sagt Jürg Denneberg und zuckt mit den Schultern: Als wäre es das Natürlichste der Welt, mit dem einen Wort die Motivation für 23 Jahre zu erklären. Und damit für die Dauer, die er nun schon dem «Verein Herrliberg plus» als Präsident vorsteht. Das ist so lange, wie der Verein überhaupt existiert. Geholfen hat Denneberg in der Zeit denn auch unzähligen Herrlibergern – oder genauer: jenen, die abendlich mit der SBahn nach Hause fahren. Ihnen hat er – und seine Mithelfer – manch bisweilen unangenehme Situation erspart. Dafür ist der 71-Jährige nun gestern von der Vereinigung «Gelbschwarz Herrliberg » als Herrliberger des Jahres geehrt worden.

Weiter Weg in die Quartiere

Denn vor der Gründung von «Herrliberg plus» stand den meisten, die zu später Stunde am Bahnhof ankamen, ein mehr oder weniger langer Fussmarsch bevor – erstrecken sich doch die Wohnquartiere fast alle hangaufwärts. Der Weg ist bei Kälte, Regen oder mit Gepäck selbstredend kein Vergnügen. Und in der Dunkelheit nicht ganz gefahrlos: «Eine ältere Frau ist einmal angefallen worden», sagt Denneberg. «Da wurde klar, dass man etwas machen muss.»

«Man», das ist erst einmal der Gemeinderat. An ihn gelangen 1996 einige Bewohner, damit dieser etwas an dem Zustand ändere. Zwar zirkulieren durchaus Busse des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) durch das Dorf – aber aus Gründen der Rentabilität nur bis 20.15 Uhr. Der damalige Gemeindepräsident Rolf Jenny (SVP) fand gleichwohl eine Lösung.

Betrieb ab 1997

Als Kommandant der Feuerwehr ist Jenny unter Leuten, die sich als ortskundige Fahrer eignen und abendliche Einsätze nicht scheuen. Tatsächlich begeistert er so viele Feuerwehr-Aktive von der Idee eines gemeinnützigen Fahrdiensts, dass aus ihren Kreisen bald der «Verein Herrliberg plus» entsteht. Auch Tanklöschfahrzeugfahrer Denneberg ist mit dabei. Es ist ihm selbstverständlich, sich für die Gemeinde einzusetzen, in der er seit 1981 wohnt. So ist er zu der Zeit auch Rettungsschwimmer, Schulpfleger und Kassier der lokalen FDP. Bevor der damalige kaufmännische Angestellte indes am 1. Februar 1997 mit dem Betrieb des Spätbusses starten kann, hat er, zusammen mit der Herrliberger Gemeindeverwaltung, noch einige rechtliche, organisatorische und technische Klippen zu umschiffen.

Da sind etwa die Paragrafen des Bundesamtes für Polizeiwesen. Sie führen zur besonderen Organisation des Herrliberger Nachtbusses: Mitfahren darf nur, wer Vereinsmitglied ist – der jährliche Beitrag beinhaltet die Fahrkosten. «Würden wir im Bus Tickets verkaufen, würden wir als kommerzieller Betrieb gelten, und dafür wiederum würde der gängige Fahrausweis der Kategorie B nicht genügen», erläutert Denneberg. Die Sachlage muss zwar immer wieder mitfahrwilligen Nichtmitgliedern erklärt werden. Dagegen gibt es keine fixe Fahrroute; die Passagiere bestimmen, wo es durchgeht.

Zweimal jährlich heisst es für den Vorstand unter der Leitung von Denneberg sodann, die Einsätze der Fahrer zu planen. Dies ist je länger, umso schwieriger: Mit der Zeit mangelt es «Herrliberg plus» an Nachwuchs.

Tücke mit Ausweis

Kopfzerbrechen bereitete Denneberg zudem, als ab 2003 eine zum Führerausweis der Kategorie B zusätzliche Prüfung für die Fahrzeugkategorie D1 vorgeschrieben wurde. Um dennoch Fahrer für «Herrliberg plus» zu gewinnen, wird beschlossen, die Kosten der zusätzlichen Ausbildungen mitzutragen. Das wiederum ging nicht ohne Erhöhung der Mitgliederbeiträge.

Dann ist da aber auch noch die Anschaffung des Busses, mit der sich Denneberg und der Vereinsvorstand befassen. Rund alle vier Jahre wird ein neues Gefährt fällig, bezahlt von den Einnahmen des Vereins. «Die gesetzlichen Vorschriften ändern sich laufend », sagt Denneberg. Das führe immer wieder zu Diskussionen über die Details der Ausrüstung. Doch er weiss auf seine Fahrerkollegen zu zählen. Deren 109 haben im Gesamten mitgemacht; aktuell sind es 26. So versteht Denneberg auch den «Herrliberger des Jahres» als Ehrung für das ganze Team. Sein Amt gibt er auf die kommende Generalversammlung ab. «Es ist Zeit für frischen Wind» , sagt er.

Andrea Baumann